Hamburg – HafenCity und Speicherstadt – Teil II

Typisch Speicherstadt – Ein Straßenszenerie an der Brücke der Straße ‚Dienerreihe‘ am Wasserschlösschen im oberen Teil der Hamburger Speicherstadt

Zeugnis einer vergangenen Ära

Hohe Backsteinbauten, massive Stahlbrücken, unbelebte Kanäle. Und gerade deshalb eine reizvolle Kulisse für einen Spaziergang durch die Verlassenheit eines ehemals intensiv industriell genutzten Stadtviertels. Die Rede ist von der Speicherstadt in Hamburg. Die ehemaligen Speichergebäude führen uns in eine andere Epoche zurück, die Zeit zu Beginn der Zweiten Industriellen Revolution.

Es scheint, als markierten sie deutlich das Ende einer langen Wirtschaftsära; nicht nur den Terminus der Ersten Phase des Industriezeitalters, sondern gleichzeitig den fortschreitenden Übergang der Industrie- zur Wissenschaftsära.

Die schmale, filigrane Fassade einer der Gebäudeblöcke in der Speicherstadt Hamburgs.

Zurück ins Industriezeitalter

Wir schreiben das Jahr 1871: Mit der Reichsgründung wurde Hamburg zum Bundesstaat des Deutschen Reiches. Das Staatsgebiet Hamburgs ist damals Zollausschlussgebiet, ein Gebiet unter der Hoheit eines Staates, aber unter der Zollhoheit eines anderen. 1881 wird im sog. Zollanschlussabkommen zwischen Hamburg und dem Deutschen Reich der Bau einer Speicherstadt vereinbart. Damit konnte die Stadt in den Deutschen Zollverein aufgenommen werden. Zur Zollentlastung des Handels im Hafen wurde also ein Gebiet geschaffen, das als Freihafen nicht dem deutschen Zollgebiet angehörte. Als solche Enklave wurde es den Kaufleuten Hamburgs möglich gemacht, importierte Güter zollfrei zu lagern und zu verarbeiten.

1883 wurde mit dem Abriss der Elbinsel-Wohnviertel ‚Kehrwieder‚ und ‚Wandrahm‚ aus dem 16. Jahrhundert ein Bauareal geschaffen. Auf einer Fläche von 26 Hektar, Fleete eingeschlossen, wird eine neue Stadt von ca. 1,5 Kilometern Länge und 150 bis 250 Metern Breite im nordöstlichen Hamburger Hafen erbaut.

Geradeaus, kreuz & quer

Ohne System gehe ich von West nach Ost durch die Speicherstadt. In Schlangenlinien passiere ich die Kanäle. Kurz vor der Oberbaumbrücke führt mein Weg vorbei am Spiegel-Hochhaus des gleichnamigen Verlages und schließlich weiter zur Poggenmühlenbrücke am oberen östlichen Ende der Speicherstadt.

Der Fotografen liebstes Eck

Bunt „hängen“ zahlreiche „Liebesschlösschen“ in mein Blickfeld: Ein Blick auf das bekannte Wasserschloss in der Hamburger Speicherstadt von der Poggenmühle aus.

Von der Brücke der Poggenmühle aus hat man den ganzheitlichen Blick auf die Vorderfassade des Wasserschlosses. Die Fotos dieser bekannten Szenerie sind beliebte Motive für Postkarten. Ich erinnere mich kurz an die gestrige Situation am Info-Board am Eingang der Speicherstadt, Dort stehend bekam ich genau jenen Sprachabschnitt eines Pärchens mit, der genau diese Information enthielt. Kaum gehört, sprach ich den jungen Mann des Pärchens darauf an. Er habe dies in Fachzeitschriften für Fotografen gelesen und sei Hobbyfotograf. Wäre ich nur ein paar Sekunden später am Info-Board gewesen, hätte ich diesen wertvollen Tipp nicht erhalten. Bereits öfter wurden mir auf meinen Reisen auf solchem Wege sehr nützliche Informationen „zugespielt“.

Nach Einbruch der Dunkelheit kann man das Wasserschloss mit Illumination betrachten.

Das Schloss der ‚Windenwächter‘

Das Wasserschloss am Zusammenfluss der Kanäle ‚Wandrahmsfleet‘ und ‚Holländischbrookfleet‘.

Zwischen 1905 und 1907 wurde das vierstöckige Wasserschloss als Unterkunft für die sog. Windenwärter genutzt. Diese, ebenso Windenwächter genannten, Hafenarbeiter führten die Wartung und Reparatur der hydraulischen Winden an den Speicherhäusern (sog. Speicherwinden) durch. Diese waren elementar um sämtliche Waren an den Fassaden entlang zu den Lagern der Speicher, und zurück, zu ziehen. Sie dienten daher als Lastenaufzüge. Heute wird das Gebäude im Stil des norddeutschen Backstein-Expressionismus gewerblich genutzt. Der Entwurf entstammt den Händen der Hamburger Architekten Bernhard Georg Hanssen und Wilhelm Emil Meerwein, die ferner an den Entwürfen des Rathauses von Hamburg mitgewirkt hatten.

Weiter zum nächsten Schloss

Auf einer Bank am Kanal am Holländischen Brook nehme ich Platz. Kurze Pause. Mein Blick folgt einem sehr flachen, modernen Ausflugsschiff, das für mich wie eine dicke, lange Scheibe Brot aussieht. Auf der Höhe des Fleetschlösschens verlasse ich die Speicherstadt über die Brücken der Straße ‚St. Annen‘.

Mehr Informationen gibt es in der Mediathek des NDR in Form zahlreicher Berichte und Video-Dokumentationen zur Speicherstadt Hamburgs.

Quellen:

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